Seit über hundert Jahren waren sie verschwunden. Jetzt sind sie zurück - und größer als je zuvor
Das Rotwild hat in Dänemark ein beeindruckendes Comeback erlebt. Über 100 Jahre lang waren sie vollständig aus Thy verschwunden. Dank gezielter, lokaler Arbeit sind jedoch viele Rothirsche zurückgekehrt. Und die Hirsche, die man in Thy findet, sind unter den größten in ganz Dänemark. Im Herbst gibt es reichlich Gelegenheit, das größte Landsäugetier Dänemarks mit eigenen Augen - und Ohren - zu bewundern

Mit einem Gewicht von über 200 kg bei den schwersten Hirschen und einer Schulterhöhe von bis zu 150 cm sind Rothirsche schwer zu übersehen. Während der Brunftzeit im Herbst sind sie auch nicht leicht zu überhören, wenn das laute Röhren die Luft zerreißt. An einem ruhigen Abend kann man das Brüllen mehrere Kilometer weit hören.
Das Brüllen stammt von einem Hirsch, der versucht, das Weibchen anzulocken und andere Hirsche zu verscheuchen, damit er das Weibchen für sich allein hat. Häufig ist das tiefe, kraftvolle Röhren ausreichend, doch gelegentlich kommt es zum Kampf: Geweih gegen Geweih.
Dieses beeindruckende Naturschauspiel findet jedes Jahr im Herbst an Orten in Jütland und Seeland statt, an denen frei lebendes Rotwild heimisch ist. Auf Fünen gibt es kein freies Rotwild – nur in Tierparks hinter Zäunen.
Einer, der zu einer „Rothirsch-Safari“ rät, ist Ib Nord Nielsen, langjähriger Dünenpflanzer und später Projektleiter im Nationalpark Thy. Die Hirsche sind ganzjährig präsent, doch von Ende August bis Mitte Oktober – während der Brunft – sind sie am aktivsten.
Ib Nord Nielsen empfiehlt, bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang loszuziehen, da die Tiere dann am aktivsten sind.
„Wir haben viele Orte mit Rotwild, und viele Tiere sind auch tagsüber aktiv, da sie ungestört sind“, sagt er.
Im Laufe der Jahre hat er zahlreiche Naturinteressierte zur Beobachtung mitgenommen.
„Für die meisten Menschen ist das ein großes Erlebnis. Rothirsche sind ikonische Tiere im Nationalpark und beeindrucken Besucher. Nicht viele Orte in Dänemark bieten die Chance, so große Wildtiere frei zu sehen“, erklärt er.

Wer möglichst sicher Rothirsche sehen möchte, fährt nach Sårup am Nordende der Tved Klippenplantage. Dort steht eine Plattform mit fest installiertem Fernglas.
„Sobald man dort über die Ebene blickt, sehe ich neun von zehn Malen Rotwild“, so Ib Nord Nielsen.
Gleichzeitig lohnt es sich, nach Kranichen Ausschau zu halten. Oft trompeten sie in der Nähe der Hirsche.
„Wenn Sie Glück haben, hören Sie das Brüllen der Hirsche und das Trompeten der Kraniche – pure Urzeit-Atmosphäre“, schwärmt er.
Historischer Hintergrund
Nach einer Anordnung von König Christian VII. im Jahr 1799 wurden Rothirsche und Rehe im Königreich ausgerottet. Der letzte frei lebende Hirsch nördlich des Limfjords fiel 1874. Erst ab den 1970er-Jahren kehrten drei Rothirsche über den Limfjord nach Thy zurück und begründeten eine neue Population, die heute über 1 000 Tiere umfasst.
Spätere Aussetzungen sowie Ausbrüche aus privaten Gehegen – unter anderem aus dem königlichen Dyrehaven bei Kopenhagen – brachten regelmäßig „frisches Blut“ in die Herde. Da lange Jagdverbot galt, vererbten vor allem die größten und stärksten Hirsche ihre Gene weiter.
Tipps für Ihre Rothirsch-Beobachtung
- Sonnenaufgang & Sonnenuntergang: Hier sind die Chancen am höchsten.
- Respektvolle Distanz: Bewegen Sie sich ruhig und halten Sie Abstand. Hunde müssen angeleint sein.
- Dichte Vegetation vermeiden: Gehen Sie nicht dem Geräusch nach in dichte Büsche, um die Tiere nicht zu stören.
- Auf Wegen bleiben: Nutzen Sie vorhandene Pfade, wo die Hirsche an Menschen gewöhnt sind.
Diese Karte der Naturbehörde zeigt, wo in Dänemark Rotwild in staatlichen Wäldern und Naturschutzgebieten vorkommt.